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Die Bibel, der Christ und das Älterwerden


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Die Bibel, der Christ und das Älterwerden

Der Schmuck der jungen Männer ist ihre Kraft, graues Haar aber die Zierde der Alten (Spr 20,29). Die Bibel sieht im Alter einen Segen und nicht nur eine Last wie Teile unserer Leistungsgesellschaft. Das heisst nicht, dass die Herausforderungen dieses Lebensabschnitts ausgeblendet würden. Der Prediger gibt uns ein einmaliges Bild von den Beschwernissen des Älterwerdens (Pred 12,1-7). Der Mensch ist vergänglich (Ps 90,10): Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin. David sagt kurz vor seinem Tod (1Kön 2,2a): Ich gehe nun den Weg aller Welt. Es ist ein Geschenk Gottes, wenn wir – statt zu hadern – unsere Grenzen, unsere Hilfsbedürftigkeit, Krankheiten und Schmerzen dankbar aus Gottes Hand entgegennehmen und akzeptieren dürfen. Darin ist uns Barsillai ein Vorbild, der die Einladung Davids an den Hof ablehnt und stattdessen einen jüngeren Mann schickt (2Sam 19,36): Achtzig Jahre bin ich heute alt. Kann ich da noch zwischen Gutem und Bösem unterscheiden? Oder kann dein Knecht schmekken, was ich esse und was ich trinke? Oder kann ich noch auf die Stimme der Sänger und der Sängerinnen hören?

Älterwerden heisst immer auch loslassen. Wehe uns, wenn uns Reichtum und Vergnügen im Alter zum Lebenselixier werden. Der Prediger erinnert uns (Pred 5,14, vgl. Mk 8,36): Wie er aus dem Leib seiner Mutter hervorgekommen ist, nackt wird er wieder hingehen, wie er gekommen ist, und für seine Mühe wird er nicht das Geringste davontragen. Ordnen und verwalten wir unseren Besitz also so, dass er weder uns noch unseren Nachkommen zur Last wird. Was für ein Segen, wenn wir uns von Irdischem trennen und uns stattdessen nach dem Ewigen ausstrecken dürfen.

Auch das Alter kennt seine Weinberge, in denen wir uns als treue Diener betätigen können (z.B. Gebet, Familie, Besuche, …). Eph 5,16: Kauft die rechte Zeit aus! Die Weisheit und Erfahrung des Alters (Hi 12,12) verpflichten uns den Nachkommen gegenüber (Tit 2,3-4a, vgl. Ps 71,18): Ebenso die alten Frauen […] Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen. All dies müssen wir uns von Gott schenken lassen (Spr 16,31): Das graue Haar ist eine prächtige Krone, auf dem Weg der Gerechtigkeit findet man sie. Das Beispiel Davids oder Salomos zeigt: Auch ein Greis kann fallen (vgl. 1Kor 10,12). Alter schützt vor Torheit nicht.

Als Ebenbild Gottes behält der Mensch seine Würde bis zum Tod. Es gibt aus Sicht der Bibel bis zuletzt keine Kategorien wie „leidend“, „unnütz“ oder „zur Last fallend“, die dazu berechtigen würden, dem Leben eigenhändig oder unter Beihilfe ein Ende zu setzen. Der Christ hat in Christus eine Quelle, die ihn geistlich erhält, selbst wenn der äussere Mensch zerfällt (Ps 92,15-16; vgl. Ps 103,5): Noch im Greisenalter gedeihen sie [= die Gerechten], sind sie saftvoll und grün, um zu verkünden, dass der Herr gerecht ist. Bleiben wir also bis zuletzt in der Abhängigkeit Gottes, der uns durch Jesaja verheisst (Jes 46,4a): Auch bis in euer Greisenalter bin ich derselbe, und bis zu eurem grauen Haar werde ich selbst euch tragen.