Die Bibel, der Christ und die Ältestenwahl
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Die Bibel, der Christ und die Ältestenwahl
Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk (1Tim 3,1). Eine Person, die in einer Gemeinde Leitungsaufgaben übernimmt, bezeichnet die Bibel als „presbyter“ = Ältester (davon dt. „Priester“) oder „episkopos“ = Aufseher (davon dt. „Bischof“). Dass beides die gleiche Aufgabe bezeichnet, wird in Tit 1,5-7 deutlich, wo die Begriffe austauschbar verwendet werden. Bereits in der ersten Gemeinde in Jerusalem gab es Älteste (Apg 11,30; 15,2.4; 21,18). Von Paulus und seinen Begleitern lesen wir auf der ersten Missionsreise (Apg 14,23): Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. Später ermutigt Paulus seinen Mitarbeiter Titus, auf Kreta in jeder Stadt Älteste einzusetzen (Tit 1,5). Immer ist von mehreren Ältesten die Rede. Nie trägt einer die Verantwortung allein, was nicht ausschliesst, dass eine einzelne Person wie Jakobus in Jerusalem als Leiter hervortritt (vgl. Apg 15,13 oder 21,18).
Es ist der Herr selbst, der Menschen in den Ältestendienst beruft (Apg 20,28): Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! Das „Vorstehen“ gehört zu den Geistesgaben (Röm 12,8), die Gott nach seiner souveränen Gnade zuteilt, ohne dass wir als Menschen etwas dazu tun könnten.
Wie wird diese Berufung bzw. die Einsetzung konkret vollzogen? Gottes Wort liefert uns kein fixes Schema oder eine Checkliste, anhand derer wir vorgehen könnten. Und doch finden wir gewisse Hinweise, die wir bei der Einsetzung in ein Amt beachten dürfen. Diener Gottes wollen zuallererst erbeten sein (Mt 9,38): Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte! Dann gilt es sich nach Brüdern umzuschauen, die Gott auf diesen Dienst vorbereitet. Es ist die Gemeinde, die wählt (vgl. Apg 6,5; 2Kor 8,19). Vor der Wahl der ersten Diakone beauftragen die Apostel die Menge der Jünger (Apg 6,3): Seht euch um nach sieben Männern von gutem Zeugnis, die voll Heiligen Geistes und Weisheit sind. Mögliche Kandidaten werden geprüft. Es ist die Aufgabe der bestehenden Gemeindeleitung, in diesem Prozess voranzugehen. Biblische Kriterien für die Wahl eines Ältesten finden wir in 1Tim 3,1-7 und Tit 1,5-9. Wesentlich ist, – und dies legt auch der Begriff „Ältester“ nahe –, dass es sich – wie bei den Diakonen – um bewährte Leute handelt (1Tim 3,10, vgl. V. 6 und 1Tim 5,22a): Auch sie aber sollen zuerst erprobt werden, dann sollen sie dienen, wenn sie untadelig sind. Genauso entscheidend ist, wie wir eingangs gesehen haben, dass die Berufung dem persönlichen Wunsch des Kandidaten entspricht, dass er danach „trachtet“ bzw. „begehrt“, oder wie Petrus zu den Motiven schreibt (1Petr 5,2-3): … nicht aus Zwang, sondern freiwillig … auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht … nicht als die, welche über ihren Bereich herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet. Abgeschlossen wird der Prozess durch eine öffentliche Einsetzung unter Gebet und Handauflegung (Apg 6,6; 14,23, vgl. 1Tim 4,14; 2Tim 1,6).