Skip to main content

Die Bibel, der Christ und der Ausländer


Download: Skript

Die Bibel, der Christ und der Ausländer

Gottes Volk ist das Dasein als „Fremder“ bzw. „Ausländer“ nicht fremd. Die Bibel kennt viele Beispiele, wo Menschen aufgrund von selbst begangenem Unrecht, wirtschaftlicher Not oder Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten. Abraham hält sich in Ägypten, Isaak im Philisterland, Jakob in Aram, Mose in Midian, Noemi in Moab und David in der NegevWüste auf. Kurz nach der Geburt Jesu müssen Maria und Josef nach Ägypten fliehen. Später sagt Jesus von sich (Mt 8,20): Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er das Haupt hinlegen kann. Die erste Gemeinde in Jerusalem wird nach kurzer Zeit durch Verfolgung zerstreut (vgl. die Anrede in 1Petr 1,1: an die Fremdlinge in der Zerstreuung).

In geistlicher Hinsicht ist letztlich jeder Mensch ein „Ausländer“. Durch die Sünde musste der Mensch sein Zuhause, Eden, die Gemeinschaft mit Gott verlassen (1Mo 3,24). Darum sind wir dem Leben Gottes entfremdet (Eph 4,18). Erst in Jesus finden wir durch sein Opfer unsere wahre Heimat (Eph 2,19): So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Unser Leben gleicht ab diesem Zeitpunkt einer Heimreise (Phil 3,20): Denn unser Bürgerrecht ist in den Himmeln. Hebr 13,14: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Jeder Israelit, jeder Christ weiss also, was es heisst, Ausländer zu sein. Daran knüpft Gott an (2Mo 22,20): Den Fremden sollst du weder unterdrücken noch bedrängen, denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen. Fremden darf ihr Recht nicht verweigert werden (Mal 3,5), denn letztlich sind die Israeliten und wir alle Fremde in einem Land, das Gott gehört (3Mo 25,23).

Ein Fremder hat Rechte. Er muss sich von der Arbeit erholen (2Mo 23,12) und auf dem Feld Nachlese halten (3Mo 23,22) können. Seine Rechtssache soll angehört werden (5Mo 1,16). Gott liebt den Fremden, so dass er ihm Brot und Kleidung gibt (5Mo 10,18), deshalb die Aufforderung Gottes (3Mo 19,34): Du sollst ihn lieben wie dich selbst. Ein Fremder hat aber auch Pflichten. Er musste sich dem Recht Israels unterstellen. Er soll beispielsweise auf das Gesetz hören (5Mo 31,12) oder den Sabbat einhalten (2Mo 20,10). Im Falle von Gotteslästerung oder vorsätzlicher Sünde gilt auch ihm die Todesstrafe (3Mo 24,16; 4Mo 15,30). Worauf die Bibel ebenso hinweist: Fremde können auch als Gericht über ein Volk kommen.

Das Neue Testament zeigt uns, dass das Evangelium allen Menschen gilt (Kol 3,11; vgl. Mt 28,19; Lk 4,25-27; Apg 10,34-35; Röm 3,29; 1Tim 2,4; Offb 5,9-10): Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittensein, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen. Deshalb werden wir auch hier zu philoxenia = „Fremdenliebe“ aufgefordert (Hebr 13,2). Jesus spricht (Mt 25,35): Ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf … und knüpft daran die Verheissung (V. 40): Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.