Die Bibel, der Christ und die Behinderung
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Die Bibel, der Christ und die Behinderung
Wir alle sind Teil jener Schöpfung, welche die Spuren des Sündenfalls an sich trägt. Dazu zählen auch Behinderungen. Viele Menschen sind davon betroffen. Bei manchen sind die Beeinträchtigungen offensichtlich, bei anderen fallen sie nicht auf. Manche müssen mit einem kleinen, andere mit einem sehr grossen Handicap leben. Mose sagt von sich (2Mo 4,10-11): Unbeholfen ist mein Mund und unbeholfen meine Zunge. Worauf ihn Gott fragt: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub, sehend oder blind? Nicht ich, der Herr? Als Christen dürfen wir nach und nach lernen, Einschränkungen aus Gottes Hand entgegenzunehmen (Jes 64,7): Aber nun; Herr, du bist unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. Paulus hatte (2Kor 12,7-9) – darum, damit ich mich nicht überhebe – einen nicht näher definierten «Dorn im Fleisch». Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, dass er von mir ablassen möge. Doch der Herr antwortete ihm (V. 9): Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. So durfte Paulus mit der Zeit bekennen: Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.
In manchen Kulturen wird eine Behinderung als göttliche Strafe angeschaut. Jesus wurde von seinen
Jüngern gefragt (Joh 9,2-3): Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind
geboren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern. Ganz anders tönt
es da – selbst nach der Heilung – bei den Pharisäern (V. 34): Du bist ganz in Sünden geboren,
und du lehrst uns? Doch bereits im Alten Bund gilt (3Mo 19,14a): Du sollst einem Tauben nicht
fluchen und vor einem Blinden kein Hindernis legen. Und (5Mo 27,18; vgl. Spr 31,8): Verflucht
sei, wer einen Blinden auf dem Weg irreführt! Wir dürfen es besser machen als Jakob, der seinen
blinden Vater Isaak getäuscht hat (vgl. 1Mo 27). Einzig die am Allerheiligsten dienenden
Priester aus der Familie Aarons durften keine Behinderung haben, da sie in ihrer Funktion immer
auch ein Bild von Jesus, vom zukünftigen, vollkommenen Hohenpriester waren. Ein besonderes
Herz für behinderte Menschen hatte Jesus (z.B. Mt 11,5). Er ist ihnen mit Liebe und Offenheit
begegnet. Manche von ihnen hat er geheilt. Noch wichtiger – das zeigt uns die Geschichte vom
Gelähmten (vgl. Mk 2) – war ihm aber ihre Seele: die Vergebung. Behinderte sind gleichwertige
Mitglieder der Gemeinde Jesu (1Kor 12,22-24): Sondern gerade die Glieder des Leibes, die
schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein
scheinen, die umgeben wir mit grösserer Ehre. […] Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und
dabei dem Mangelhafteren grössere Ehre gegeben. 1Thess 5,14: Nehmt euch der Schwachen an. Jesus
rät uns (Lk 14,13-14): Sondern wenn du ein Mahl machst, lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein!
Und glückselig wirst du sein, weil sie nicht haben, um dir zu vergelten; denn es wird dir
vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Machen wir es also wie David (vgl. 2Sam 4),
der Mefi-Boschet, den gelähmten Sohn Jonathans, täglich an seinem Tisch essen liess.