Die Bibel, der Christ und der Besuch
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Die Bibel, der Christ und der Besuch
Dass Christen ihre Mitmenschen besuchen und an ihrem Ergehen Anteil nehmen, liegt im Wesen Gottes begründet. In seiner Liebe erbarmt sich der Herr über uns Menschen. Zu unserer Erlösung besucht uns Gottes Sohn auf Erden (Joh 1,14a): Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut. So ist dann auch die Bibel voll von Besuchen: Gott besucht Abraham persönlich. Mose wird in der Wüste von seinem Schwiegervater aufgesucht. Josef wird zu den Brüdern auf die Weiden geschickt, David zu seinen Brüdern in den Kriegsdienst. Als Vater besucht David seinen kranken Sohn Amnon, und auch wenn Hiobs Freunde eine verdrehte Theologie vertreten, muss man ihr eigentliches Ansinnen loben (Hi 2,11): Da kamen sie, jeder aus seinem Ort. […] Und sie verabredeten sich miteinander hinzugehen, um ihm [= Hiob] ihre Teilnahme zu bekunden und ihn zu trösten. Im Neuen Testament besucht Maria Elisabeth. Die Hirten und Weisen kommen zu Jesus.
Doch das grösste Vorbild hinterlässt uns der Sohn Gottes selbst. Wir treffen ihn an der Hochzeit in Kana, bei der kranken Schwiegermutter von Petrus, im Haus des Jairus oder beim Pharisäer Simon. Jesus ist auch dort zu Gast, wo seine Zeitgenossen keinen Besuch abgestattet hätten. Zum Zöllner Zachäus sagt er (Lk 19,5b): Zachäus, steig eilends herab! Denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. Und während des Besuchs bei Matthäus lesen wir (Mt 9,10): Und es geschah, als er in dem Haus zu Tisch lag, und siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und lagen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. Auch seine Schüler schickt Jesus durchs Land (Lk 10,5): In welches Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus! In der ersten Gemeinde wurde die Gemeinschaft gepflegt (Apg 2,46): Tag für Tag waren sie einmütig im Tempel zusammen, trafen sich in ihren Häusern zum Brechen des Brotes und zu gemeinsamen Mahlzeiten. Die Glieder am Leib Jesu sind miteinander verbunden (vgl. Röm 12,4-5). Paulus ist es ein Anliegen, die von ihm gegründeten Gemeinden wieder zu besuchen (vgl. Apg 15,41). Es fällt ihm schwer, wenn dies – wie bei den Thessalonichern – nicht möglich ist (1Thess 2,17-18): Wir aber, Brüder, […] haben uns umso mehr mit grossem Verlangen bemüht, euer Angesicht zu sehen. Deshalb wollten wir zu euch kommen – ich, Paulus –, nicht nur einmal, sondern zweimal, und der Satan hat uns gehindert. Später, während der Gefangenschaft in Rom, darf Paulus durch den Besuch von Epaphroditus aus Philippi selbst ermutigt werden (vgl. Phil 4,18). Ein Besuch ist ein Dienst an Jesus (Mt 25,40). Ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir (V. 36). Deshalb gilt (V. 45): Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. Unser Auftrag (1Thess 5,14): Tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an! Der nachlässige Hirte wird vom Herrn kritisiert (Sach 11,16): Um die verkommenden Tiere kümmert er sich nicht, das Versprengte sucht er nicht, und das Zerbrochene heilt er nicht, das Gesunde versorgt er nicht. So lassen wir uns von Jakobus neu ermutigen (Jak 1,27): Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.