Die Bibel, der Christ und die Gastfreundschaft
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Die Bibel, der Christ und die Gastfreundschaft
Übt Gastfreundschaft (Röm 12,13)! Gott ruft uns dazu auf, unsere vier Wände für Gäste zu öffnen. Jeder von uns erinnert sich an Situationen, in denen er sich fremd gefühlt hat, bis jemand kam und uns zu spüren gab, dass wir willkommen sind. Für uns alle gilt, was der Psalmist sagt (Ps 119,19): Ich bin ein Gast auf Erden. Deshalb muss es unser Anliegen sein, den Menschen, denen wir begegnen, Geborgenheit entgegenzubringen.
Gerade im Westen gehört die Gastfreundschaft nicht zu den grossen Tugenden. Lieber lebt man ein zurückgezogenes Leben im Kreise seiner Familie. Gastfreundschaft bringt Herausforderungen mit sich. Sie ist mit Mehraufwand verbunden. Die eigenen Freiheiten werden eingeschränkt. Der Gast dringt mitten in unser Alltagsleben ein. Er isst am gleichen Tisch, er schläft unter dem gleichen Dach. Doch gerade dort, wo wir nahe aufeinander leben, darf sich unser Glaube bewähren.
Petrus ermutigt uns (1Petr 4,9): Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren! Wer das Amt eines Ältesten übernimmt, soll „gastfrei“ sein (1Tim 3,2; Tit 1,8). Im Hebräerbrief lesen wir (Hebr 13,2): Die Gastfreundschaft vergesst nicht! Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.
Die Bibel ist voll von Vorbildern. Denken wir an Abraham, der durch seine Gastfreundschaft den Herrn selbst bewirtet hat (1Mo 18). Oder an David, der Mefi-Boschet, den gelähmten Sohn Jonathans, an seinen Tisch holte (2Sam 9). Eine wohlhabende Frau aus Schunem richtete für den Propheten Elisa in ihrem Haus ein eigenes Zimmer ein (2Kön 4). Auch Paulus und seine Mitarbeiter bekamen auf ihren Reisen immer wieder eine Unterkunft. Kommt in mein Haus und bleibt da! – so die Worte der Purpurhändlerin Lydia (Apg 16). In Thessaloniki führte die Beherbergung von Paulus für Jason zu vielen Unannehmlichkeiten (Apg 17).
Zur Gastfreundschaft gehören der freundliche Empfang, die Bewirtung und die Beherbergung. Niemand soll von diesem Angebot ausgeschlossen werden (Spr 25,21): Wenn dein Hasser Hunger hat, gib ihm Brot zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm Wasser zu trinken! Auch das gesellschaftliche Ansehen des Bewirteten soll keine Rolle spielen (Jes 58,6-7, vgl. Mt 9,11; 25,31-46): Ist nicht vielmehr das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, […] dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Das Gebot der Gastfreundschaft gilt gegenüber Glaubensgeschwistern und Menschen in Not genauso wie gegenüber Reisenden und Ausländern.
Allerdings – und hier schränkt die Bibel ein – darf die Gastfreundschaft nicht ausgenutzt werden (Spr 25,17): Mache deinen Fuss selten im Haus deines Nächsten, damit er dich nicht satt wird und dich hasst! Nicht ins Haus aufgenommen werden soll, wer nicht arbeitet (2Thess 3,6-13), falsche Lehren vertritt (2Joh 10-11) oder als Christ ein sündhaftes Leben führt (1Kor 5,11).
Übt Gastfreundschaft! Unser Haus darf offene Türen haben. Jesus macht uns Mut, wenn er zu seinen Jüngern sagt (Mt 10,40a): Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf.