Die Bibel, der Christ und die Gemeindezucht (1/2)
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Die Bibel, der Christ und die Gemeindezucht (1/2)
Jesus fragt uns (Mt 18,12): Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins von ihnen sich verirrte, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin und sucht das irrende? Seit dem Sündenfall ist Irren menschlich! Deshalb verpflichtet uns der Herr unseren Glaubensgeschwistern gegenüber (Hebr 10,24-25a): Und lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern! Gemeindezucht beginnt mit der gesunden Lehre (vgl. 2Tim 3,16-17) und dem Füreinanderdasein (vgl. Apg 20,31; Hebr 3,12-13). Es hat nichts mit Liebe zu tun, wenn uns die Irrenden egal sind (3Mo 19,17-18): Du sollst deinen Bruder in dienem Herzen nicht hassen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst. Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Hier stehen die menschlichen Reaktionen – Hassen, Rächen, Nachtragen – dem göttlichen Auftrag gegenüber: Zurechtweisen und Lieben. Spr 28,23: Wer einen Menschen zurechtweist, findet letztlich mehr Gunst als einer, der mit der Zunge schmeichelt. Wer schweigt, wird zur Verantwortung gezogen werden (vgl. Hes 3,16-21).
Jesus empfiehlt uns ein mehrstufiges Vorgehen (vgl. Mt 18,15-18). Am Anfang steht das direkte Gespräch unter vier Augen. Mit den Fehlern anderer gehen wir nicht hausieren. Mt 18,16 (vgl. 1Tim 5,19-21): Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! Schliesslich folgt zuletzt die Gemeinde (V. 17), die jemanden bei fehlender Einsicht durch die Ältesten als Vollziehende und die Gesamtgemeinde als Mittragende vom Abendmahl oder vom Gemeindeleben ausschliessen kann (Mt 18,18; Joh 20,23; vgl. auch Tit 3,10-11; Röm 16,17). Das heisst nicht, dass wir damit darüber befinden, ob jemand gläubig ist oder nicht!
Selbst hier bleibt die Korrektur und die Wiederaufnahme das oberste Ziel: … damit sie zurechtgewiesen werden (1Tim 1,20), damit der Geist gerettet werde am Tag des Herrn (1Kor 5,5). Mt 18,14: So ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eines dieser Kleinen verloren gehe. Gott hat selbst Mördern wie Mose, David oder Paulus vergeben und ihnen später geistliche Führungspositionen anvertraut! Den Korinthern wirft Paulus vor (1Kor 5), dass ein Mann, der im Inzest lebt, nicht (V. 2) aus eurer Mitte entfernt würde. Etwas später schreibt er im zweiten Korintherbrief – und wir müssen davon ausgehen, dass er von der gleichen Person spricht (2Kor 2,6-8): Dem Betreffenden genügt diese Strafe von den meisten der Gemeinde, so dass ihr im Gegenteil vielmehr vergeben und ermuntern solltet, damit der Betreffende nicht etwa durch allzu grosse Traurigkeit verschlungen werde. Darum ermahne ich euch, zu beschliessen, ihm gegenüber Liebe zu üben. Unnötige Härte ist so wenig angebracht wie gleichgültige Toleranz. Jesus sagt (Lk 17,3): Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm!