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Die Bibel, der Christ und die Heuchelei


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Die Bibel, der Christ und die Heuchelei

Das Neue Testament verwendet für den «Heuchler» das griechische Wort «hypokrites», das auch «Schauspieler» bedeuten kann. Der Heuchler ist also jemand, der eine Maske trägt, der eine Rolle spielt, der gegen aussen ein falsches Bild von sich abgibt. Man spiegelt etwas vor, sei es aus Feigheit, sei es, um dem Gegner zu schaden oder um sich Vorteile zu verschaffen (Ps 12,3): Sie reden Lüge, ein jeder mit seinem Nächsten; mit glatter Lippe, mit doppeltem Herzen reden sie. Paulus weist uns darauf hin, dass wir uns darüber nicht zu verwundern brauchen (2Kor 11,14-15): Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Grosses, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen; und ihr Ende wird ihren Werken entsprechen.

Die Bibel geht, wie das Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen zeigt (vgl. Mt 13,18-30), davon aus, dass es in der Gemeinde Jesu Heuchler gibt, Menschen, die wie Ananias und Saphira (vgl. Apg 5,1-11) eine Hinwendung zu Gott vortäuschen, ohne innerlich umgekehrt zu sein (1Joh 2,4; vgl. 1Joh 1,6; 2,9; 4,20): Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die Wahrheit. Tit 1,16 (vgl. 2Tim 3,5): Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt. Auch Jakobus legt in seinem Brief dar, dass (Jak 2,14-26) Glaube ohne Werke tot ist. Immer wieder erhebt Jesus den Vorwurf der Heuchelei (Mt 6,1-2): Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Vor allem die Schriftgelehrten und Pharisäer bezeichnet er als scheinheilig (Mt 23,27-28; vgl. Kap. 23; Mt 7,15.21-23; 15,79): Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr gleicht übertünchten Gräbern, die von aussen zwar schön scheinen, inwendig aber voll von Totengebeinen und aller Unreinheit sind. So scheint auch ihr von aussen zwar gerecht vor den Menschen, von innen aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit. Oftmals kommt diese Doppelmoral – wie der Hinweis Jesu auf Splitter und Balken im Auge zeigt (vgl. Mt 7,3-5), – auch dann zum Zug, wenn man andere verurteilt, um sich selbst in ein gutes Licht zu rücken. Doch vor Jesus kann man sich auch als guter Schauspieler nicht verstellen (Lk 12,1b-2a; vgl. Mt 22,18): Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer – vor der Heuchelei! Nichts, was verborgen ist, bleibt verborgen; alles wird ans Licht kommen.

Wie das Beispiel von Petrus zeigt, sind auch aufrichtige Christen nicht vor diesem Verhalten gefeit (vgl. Gal 2,11-14). Aus Menschenfurcht stellt er sich auf die Seite der Judenchristen, weshalb ihm Paulus Heuchelei vorwirft. Petrus fordert uns deshalb später auf (1Petr 2,1; vgl. Mt 5,8; Jak 3,17): Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden.