Die Bibel, der Christ und das Hotel Mama
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Die Bibel, der Christ und das Hotel Mama
Von der antiautoritären Welle der 60er-Jahre des 20. Jh. wurde der frühe Auszug der Kinder aus ihrem Elternhaus als Ideal propagiert. Vordergründig ging es um die Selbständigkeit der Kinder. In Wirklichkeit war der Auszug oft egoistisch motiviert: Man wollte ein unabhängiges Leben führen. Fünfzig Jahre später hat sich der Trend gewendet. Hotel Mama und Familie erfreuen sich wieder grösserer Beliebtheit.
Neben der Ehe ist die Familie die kleinste Form der Gemeinschaft, die Gott unserem Zusammenleben zugrunde legt. Die biblische Familie kann mehrere Generationen umfassen, ganz im Sinne von Sprüche 17,6: Die Krone der Alten sind Kindeskinder, und der Kinder Schmuck sind ihre Väter. Die Patriarchen lebten in Grossfamilien. Grosseltern erfreuten sich an ihren Enkeln, die Kinder erlernten den Umgang mit Alter und Tod. Von Josef lesen wir, dass noch seine Urenkelkinder auf seinen Knien geboren wurden (1Mo 50,23). Dass jede einzelne Generation ihr eigenes Häuschen hat und Senioren im Altersheim versorgt werden, sind Wohlstandserscheinungen, die sich längst nicht jeder leisten kann. Im Haus von Petrus lebte auch seine Schwiegermutter (Mt 8,14). Als Jesus starb, verpflichtete er Johannes, für seine Mutter zu sorgen (Joh 19,27), ganz im Sinne von Spr 23,22: Höre auf deinen Vater, der dich gezeugt hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden ist!
Dabei wollen wir beachten, dass mit der Ehe unserer Kinder etwas Neues entsteht (1Mo2,24): Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden. Eltern sollen ihre Kinder nicht an sich binden. Leben mehrere Generationen beisammen, so gilt es, eine neue Ehe in ihrer Eigenständigkeit zu anerkennen. Es spricht aus biblischer Sicht nichts dagegen, wenn Eltern und Kinder unter einem Dach leben – aber es soll im gegenseitigen Respekt geschehen.
Leben Jugendliche bei ihren Eltern, so sind sie so zu erziehen, dass sie jederzeit zu einem eigenständigen Leben fähig sind. Als Daniel als Teenager nach Babylon verschleppt wurde, war er – gerade auch im Glauben – bereit, auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Rundumservice im Hotel Mama kann zu falscher Bequemlichkeit führen. Paulus bemängelt gegenüber den Thessalonichern (2Thess 3,11): Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Wer nicht arbeiten will, soll nicht essen (V. 7-8): Denn wir haben unter euch nicht unordentlich gelebt, noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um keinem von euch beschwerlich zu fallen. Ein Zusammenleben bringt Verpflichtungen mit sich. Das gilt es der kommenden Generation zu vermitteln, – durch Verantwortung für das eigene Zimmer, Hilfe im und ums Haus, Grundkenntnisse im Kochen, Waschen und Bügeln. Mit dem Ende der Erstausbildung endet die elterliche Unterstützungspflicht. Deshalb ist ab diesem Zeitpunkt auch ein vernünftig kalkuliertes Kostgeld für Essen, Arbeit und Logis angebracht, selbst wenn die Eltern nicht darauf angewiesen sind.