Die Bibel, der Christ und der Militärdienst
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Die Bibel, der Christ und der Militärdienst
Im Wissen um das biblische Nein zum Angriffskrieg auf der einen und die Notwendigkeit des Verteidigungskrieges auf der anderen Seite stellen wir nun die Frage nach dem Militärdienst. Mit dem Verweis auf Mt 26,52 Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen. oder 2Mo 20,13 Du sollst nicht töten. wird er mancherorts abgelehnt. Dabei wird übersehen, dass es in diesen Fällen um einen persönlichen Racheakt bzw. eigenmächtig verübte Morde geht und nicht um die Aufgaben des Staates wie z.B. in Röm 13,3: Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Und (Röm 13,4b; vgl. Joh 19,11): Denn sie [= die Staatsmacht] trägt das Schwert nicht umsonst, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut. Gott gibt eine Schutzordnung für eine gefallene Welt, in welcher der Böse sein Unwesen treibt. Die Zeit, in der (Jes 2,4) Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, wird erst mit der Wiederkunft Jesu anbrechen. Dort, wo gegen die gute Rechtsordnung Gottes aufbegehrt wird, stehen der Staat und seine Bürger deshalb bis zu jenem Zeitpunkt in der Pflicht, sie zu verteidigen. Ja, ein Angriffskrieg berechtigt dazu, den Kriegsdienst zu verweigern. Wo aber Unschuldige und Schutzlose leiden, dürfen wir nicht einfach nur zusehen (Neh 4,8): Und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser!
Israel kannte – wie die Schweiz – eine Milizarmee, in der ab dem 20. Lebensjahr Dienst geleistet wird (z.B. 2Mo 38,26). Es ist kein stehendes Heer, sondern eine Armee, die nur im Falle eines Krieges einberufen wird. Erst zur Zeit Salomos wird das Gebot Gottes, «nicht viele Pferde anzuschaffen» (5Mo 17,16), nicht mehr beachtet. Nicht alle leisten Kriegsdienst. Im Gesetz zur Musterung der Soldaten sind alle zwischenzeitlich vom Kriegsdienst ausgenommen, die gerade erst ein Haus gebaut, einen Weinberg gepflanzt oder sich kürzlich verlobt bzw. verheiratet haben (vgl. 5Mo 20,5-7; 24,5). Auch ängstliche Menschen sollen zuhause bleiben (V. 8): Wer ist der Mann, der sich fürchtet und ein verzagtes Herz hat? Er mache sich auf und kehre in sein Haus zurück, damit nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz. Bestraft werden jedoch Städte, die sich dem gerechtfertigten Verteidigungskrieg konsequent verweigern (vgl. Ri 5,23; 8,4-17).
Im Kampf selbst soll sich der Soldat vor den mit dem Krieg verbundenen Gräueln und Verbrechen
hüten (Lk 3,14): Es fragten ihn [= Jesus] aber auch Soldaten und sprachen: Und wir, was sollen
wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt, und erpresst niemanden, und begnügt euch
mit eurem Sold! Die Soldaten werden genauso wenig wie jene Offiziere, die im Neuen Testament zum
Glauben finden (vgl. Mt 8,5; 27,54; Apg 10), dazu aufgefordert, aus dem Heer auszutreten. Aber
sie dürfen nicht tun und lassen, was sie wollen. Das beobachten wir schon im alten Israel (5Mo
20,19): Wenn du eine Stadt viele Tage belagerst, um gegen sie zu kämpfen und sie einzunehmen,
sollst du ihre Bäume nicht vernichten, indem du die Axt gegen sie schwingst. Denn du kannst von
ihnen essen; du sollst sie nicht abhauen. Kriegsdienst ja, aber nur in engen Grenzen!