Die Bibel, der Christ und die Organspende
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Die Bibel, der Christ und die Organspende
Ethisch vertretbar ist die Transplantation von jenen Organen (z.B. Niere, Knochenmark, Blut …), die als Lebendspende verpflanzt werden können. Beim Herzen, einer ganzen Lunge oder Leber bedingt sie jedoch das Lebensende des Spenders. Ab der ersten Herztransplantation von 1967 wurde der Hirntod – das Ende der Gehirnaktivitäten – zum Todeskriterium. Der Tod des künstlich beatmeten Komapatienten ist früher oder später unausweichlich. Der Kreislauf aber bleibt aktiv, bis mit dem Herztod auch alle anderen Organe absterben. Das ist die Not der Ärzte und Pfleger: Da liegt kein Toter, sondern höchstens ein Sterbender! In dieser – zur Transplantation durch künstliche Beatmung z.T. bewusst verlängerten Phase des Sterbens – müssen die noch lebenden (!) Organe entnommen werden. Infrage kommen also vor allem Menschen, die z.B. bei Unfällen eine plötzliche Hirnschädigung erleiden!
Manche Ethiker plädieren dafür, zu akzeptieren, dass das Ende durch den Hirntod endgültig verfügt ist, da der Atemantrieb durch das Gehirn nicht mehr in Gang gesetzt wird. Andere aber sehen in den Betroffenen zwar unumkehrbar sterbende, aber bis zum Tod aller Organe noch lebende Menschen (3Mo 17,11a): Denn die Seele des Fleisches ist im Blut. Biblisch gesehen tritt der Tod dann ein, wenn Gott seinen Odem / Geist / Lebenshauch zurückzieht (Ps 104,30a; vgl. Ps 146,4): Du sendest deinen Lebenshauch aus: Sie werden geschaffen. V. 29b: Du nimmst ihren Lebensatem weg: Sie vergehen und werden wieder zu Staub. Weil dies schwer feststellbar ist, orientiert sich die Schrift in der Praxis an äusseren Merkmalen wie dem Atem-/Herzstillstand, der Totenstarre oder dem Beginn der Verwesung (vgl. 1Kön 17,17; 2Kön 4,31ff.; Joh 11,39). Bis hin zum Begräbnis wird der Leichnam eines Menschen respektvoll behandelt (vgl. 5Mo 21,22; Jes 14,19). Der Mensch ist und bleibt auch im Tod – mit Leib und Seele – Ebenbild Gottes, das zur Gemeinschaft mit ihm bestimmt ist. Hier muss auch der Blickwinkel des Empfängers ansetzen, der ein Leben lang starke Medikamente einnimmt und ein vielfach erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen hat (Joh 6,40): Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. Der Christ weiss um diese Hoffnung. Er hängt deshalb nicht um jeden Preis an seinem irdischen Dasein (Röm 14,8b): Und sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn. Mag eine Organspende im Einzelfall gerechtfertigt sein, so ist sie doch keinesfalls geboten. Keiner, der sich dagegen entscheidet, darf als lieblos bezeichnet werden. Denn das biblische Zeugnis berechtigt sehr wohl zu Bedenken.
Abzulehnen ist die in gewissen Ländern bereits praktizierte Idee, dass jeder Tote ohne eigene Zustimmung zum Organspender wird. Weder der Mensch selbst noch die Gesellschaft verfügen über das Leben, sondern Gott allein, der es uns als Leihgabe gibt (Hi 1,21b; vgl. Röm 14,9): Der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen. Das Leben eines Verstorbenen fällt zurück in die Hand dessen, der ihn erschaffen hat. Es wird nicht zum Gebrauchsgegenstand der Gesellschaft.