Die Bibel, der Christ und die Rücksicht
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Die Bibel, der Christ und die Rücksicht
Anstatt uns dem verdienten Gericht zu überlassen, begegnet uns Gott in seiner Gnade und Barmherzigkeit. Darum ist auch der Christ aufgefordert, auf seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen und ihnen mit Achtung zu begegnen. Rücksichtnahme entspringt dem Gebot der Nächstenliebe (Mk 12,31): «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!» Leider sieht die Wirklichkeit oft anders aus. Die Gemeinde in Korinth muss Paulus kritisieren, weil die Gläubigen nicht aufeinander Rücksicht nehmen, so zum Beispiel beim Abendmahl (1Kor 11,21): Denn jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist betrunken. Darum seine Empfehlung (1Kor 11,33): Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander.
Es gibt Fragen, welche die Bibel offenlässt. Gerade hier kann es aufgrund unterschiedlicher Prägung Charakter, Erziehung, Alter, Tradition, kulturellem Hintergrund zu gegensätzlichen Ansichten kommen. So gab es in den ersten Gemeinden Reibereien zwischen Judenund Heidenchristen. Die einen befolgten gewisse Grundsätze und verachteten die Übrigen als oberflächliche Christen, die anderen betonten ihre Freiheit und übersahen dabei die Gewissensbisse ihrer Mitmenschen. Darum sagt Paulus (Röm 14,3): Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst! Gerade wegen dem Evangelium ist es dem Apostel ein grosses Anliegen, niemandem ein Hindernis in den Weg zu legen, durch das jemand zu Fall kommen könnte (1Kor 8,9.12-13; vgl. Röm 14,21): Seht aber zu, dass nicht etwa diese eure Freiheit den Schwachen zum Anstoss werde! […] Wenn ihr aber so gegen die Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus. Darum, wenn eine Speise meinem Bruder Ärgernis gibt, so will ich nie und nimmermehr Fleisch essen, damit ich meinem Bruder kein Ärgernis gebe. Jesus sagt (Mt 18,6): Wer aber einen von diesen Geringgeachteten, die an mich glauben, zu Fall bringt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins tiefe Meer geworfen würde. Darum die Aufforderung (Röm 15,1-2; vgl. Mt 17,27; 1Kor 9,12b; 2Kor 6,3-4): Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung. Dazu gehört, dass man – wie z.B. Abraham gegenüber Lot bei der Landverteilung (vgl. 1Mo 13) auf eigene Rechte, Vorteile und Freiheiten verzichtet (1Kor 9,19): Denn obwohl ich allen gegenüber frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich so viele wie möglich gewinne. Gläubige nehmen auf unterschiedliche Gepflogenheiten Rücksicht (1Kor 10,32-33): Seid unanstössig, sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes, wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch, dass ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie gerettet werden. 1Kor 10,24: Ihr sollt nicht euren eigenen Vorteil suchen, sondern den des andern! So ruft uns die Schrift zu (Kol 3,13a): Ertragt einander! Und (Röm 12,10; vgl. Röm 14,19; Phil 2,2-5): Seid einander in herzlicher geschwisterlicher Liebe zugetan! Übertrefft euch in gegenseitigem Respekt!