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Die Bibel, der Christ und das Schwören


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Die Bibel, der Christ und das Schwören

Ein Eid bzw. Schwur ist ein feierliches Versprechen vor Gott. Ein Schwur eines Atheisten ist aus christlicher Sicht gar nicht möglich, denn er kann per definitionem nur bei einer höheren Instanz abgelegt werden. Der Herr wird zum Zeugen angerufen (vgl. 1Sam 20,42: Was wir beide im Namen des Herrn geschworen haben, dafür wird der Herr zwischen mir und dir und zwischen meinen Nachkommen und deinen Nachkommen auf ewig Zeuge sein.). Beim Schwören wird die Hand zum Himmel erhoben oder unter die Hüfte gelegt.

Mit einem Schwur wird ein Bund mit Gott geschlossen, durch den unwiderrufliche Aussagen oder Verpflichtungen geschaffen werden. Ein Eid verpflichtet zur absoluten Wahrheit und zur Umsetzung. Gott selbst schwört, um (Hebr 6,17) die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses noch viel deutlicher zu beweisen. Zugleich auferlegt man sich mit dem Eid eine Selbstverfluchung für den Fall, dass man falsch schwört oder den Eid bricht. Der Schwörende anerkennt, dass ihn dann der Zorn Gottes trifft.

Unterschiedlich ausgelegt wird die Aussage Jesu in der Bergpredigt (vgl. Mt 5,33-37; Jak 5,12): Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht beim Himmel schwören, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füsse Schemel; […] Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen. Verbietet Jesus hier das Schwören an sich, wie verschiedene Kirchenväter oder auch die Mennoniten lehren? Oder korrigiert Jesus nur den Missbrauch der Pharisäer?

Vieles spricht für die zweite Variante: Denn selbst Gott (38% der Eide im AT stammen von Gott), Jesus (vgl. die Eidesformel: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch …“ oder sein Prozess (Mt 26,63-65), wo er unter Eid gestellt wird) oder auch ein Paulus schwören. Bei einer Amtseinsetzung oder vor Gericht einen Eid abzulegen, ist also keine Sünde. Gottes Wort sagt sogar (Ps 63,12): Jeder darf sich rühmen, der bei ihm [= Gott] schwört. Wer bei Gott schwört, anerkennt ihn und gibt ihm damit die Ehre. Was Jesus kritisiert, ist nicht der Schwur an sich, sondern die Praxis der Pharisäer: Sie bekräftigen fast jede Aussage mit einem Eid. Sie schwören nicht beim Namen Gottes, sondern bei allen möglichen Dingen (z.B. beim Himmel, beim Tempel, …), wobei die Sache entscheidet, wie ernst ein Schwur gemeint ist (vgl. Mt 23,13-22). Dem hält Jesus entgegen, dass ein Schwur („ja, ja“ = hebr. „amen, amen“ ist eine Schwurformel) immer der Wahrheit zu entsprechen hat und dass auf die Worte von Christen auch ohne Schwur Verlass sein soll.

Das Wort Gottes untersagt nicht nur das leichtfertige und gedankenlose Schwören, sondern auch das falsche Schwören (d.h. den Meineid, vgl. 3Mo 19,12) und das Schwören bei irgendetwas anderem als Gott (z.B. bei fremden Göttern). 5Mo 6,13 (vgl. 10,20): Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen, und bei seinem Namen sollst du schwören. Ein von Herzen abgelegter Schwur (vgl. 2Chr 15,15) ist ein Zeugnis für Gottes ewige und unveränderliche Treue, das ihn erfreut.