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Die Bibel, der Christ und die Tradition


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Die Bibel, der Christ und die Tradition

Die (lat.) «traditio» bzw. (griech.) «paradosis» ist das, was man «weitergibt» / «überliefert». Das Weitergeben spielt in der Schrift eine wichtige Rolle. Dem Arzt Lukas zum Beispiel ist es ein grosses Anliegen, schriftliche Berichte über die Ereignisse rund um Jesus zu haben (Lk 1,2), wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind. Paulus schreibt dem Timotheus (2Tim 1,13-14; vgl. 1Kor 15,1-2a: Jud 17): Halte fest das Vorbild der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind! Bewahre das schöne anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt! Schon die Psalmen fordern uns auf (Ps 78,3-4): Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben, wollen wir nicht verhehlen ihren Söhnen und der künftigen Generation erzählen die Ruhmestaten des Herrn und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.

Auf das Zentrum der Tradition macht uns Paulus aufmerksam (1Kor 15,3-4): Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften. Genau dafür lohnt es sich zu kämpfen (Jud 3; vgl. Gal 1,8-9): Geliebte, da ich allen Fleiss anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den ein für alle Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. 1Kor 11,2: Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.

Tradition ist also nichts Schlechtes. Allerdings gilt es zu beachten, was wir weitergeben! Jesus oder Paulus halten sich dort an die Überlieferung, wo sie dem Willen Gottes entspricht, wie er im Alten Testament offenbart ist. Menschliche Gepflogenheiten jedoch hinterfragt Jesus. Damit handelt er sich den Vorwurf ein, er übertrete die Tradition. Die Pharisäer fragen ihn (Mk 7,5): Warum leben deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen? Daraufhin macht ihnen Jesus klar, dass sie es sind, die mit ihren zusätzlichen, über die Schrift hinausgehenden Überlieferungen Gottes Wort übertreten (Mk 7,13): Ihr macht das Wort Gottes ungültig durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt. Mit ihrem Spendenreglement zum Beispiel hebeln sie die Ehrfurcht vor den Eltern aus. Ähnlich erachtet die katholische Kirche nicht nur die biblische Offenbarung, sondern zusätzlich auch die kirchliche Tradition als verbindlich. Es gibt also auch eine falsche, menschengemachte Tradition. Gerade der fromme Mensch stellt gerne zusätzliche Sicherheitsnetze auf. Paulus mahnt (1Kor 4,6a; vgl. Röm 16,17): Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen um euretwillen, damit ihr an uns lernt, nicht über das hinaus zu denken, was geschrieben ist. Anhand der Schrift gilt es zu prüfen! Kol 2,8: Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäss! 2Tim 2,15a: Steht fest und haltet die Überlieferung, die ihr gelehrt worden seid.