Die Bibel, der Christ und die Trauer
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Die Bibel, der Christ und die Trauer
Die Trauer hat in der Bibel ihren festen Platz. Sie gehört mit zum Tod. Nach Jakobs Ableben zieht Josef nach Goren-Atad, jenseits des Jordan (1Mo 50,10b): Dort hielten sie eine sehr grosse und schwere Totenklage; und er veranstaltete für seinen Vater eine Trauerfeier von sieben Tagen. Das Sterben und die Tränen werden nicht aus der Öffentlichkeit verbannt. Man nimmt sich die Zeit für einen würdigen Abschied, zu dem auch die Klage gehören darf (Apg 8,2): Gottesfürchtige Männer aber bestatteten den Stephanus und stellten eine grosse Klage über ihn. Wesentlich ist dabei, dass man auch andere an der eigenen Trauer Anteil nehmen lässt (Lk 7,12): Als er [= Jesus] sich aber dem Tor der Stadt näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt war mit ihr. Einer Zeit, die im Trauerfall kaum mehr jemanden an sich heranlässt, auf Abdankungsfeiern verzichtet und sich noch im engsten Familienkreis auf dem Friedhof trifft, muss dies zu denken geben (Joh 11,19; vgl. Mk 5,38; Lk 8,52a): Und viele von den Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie über ihren Bruder zu trösten. Die drei Freunde Hiobs kommen zu ihm (Hi 2,11), um ihm ihre Teilnahme zu bekunden und ihn zu trösten. Röm 12,15: Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden. Und 1Kor 12,25a: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Die Trauer hat ihre Zeit, sie hat aber auch ihr Ende. Manch einer findet nicht mehr aus seinem Schmerz heraus oder pflegt ihn – z.B. mit zuhause aufgebauten Urnen oder Gedenkstätten – vielleicht sogar ganz bewusst. Für Christen ist ein solches Verhalten unangebracht. Paulus will die Thessalonicher über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen (1Thess 4,13), damit ihr nicht betrübt seid wie die Übrigen, die keine Hoffnung haben. Gläubige haben das Vorrecht, ihre Not vor Gott bringen zu dürfen (Ps 142,3; vgl. Ps 38,10; 102,1): Ich schütte mein Anliegen vor ihm aus, meine Not erzähle ich vor ihm. So dürfen wir den göttlichen Trost erfahren (2Kor 1,3-4): Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden. Jesus verheisst (Mt 5,4; vgl. Ps 23,4): Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Unser Gott ist ein Gott, der Tränen von den Augen abwischt (vgl. Offb 7,17; 21,4). Die christliche Zuversicht hat ihren Grund darin, dass sie alles in Gottes Hand weiss. Nach dem Tod seiner Kinder betet Hiob (Hi 1,21): Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! Gläubige wissen um die Zusage Jesu (Joh 11,25b): Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Aufgrund dieser Hoffnung, die über die Welt hinausgeht, gilt (Joh 16,20b): Ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden. David weiss (Ps 30,6b): Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude. Immer wieder durfte er Gottes Fürsorge erfahren (Ps 30,12): Meine Wehklage hast du mir in Reigen verwandelt, mein Sacktuch hast du gelöst und mit Freude mich umgürtet.