Die Bibel, der Christ und die Waisen
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Die Bibel, der Christ und die Waisen
Waisenkinder leiden nicht nur unter Trauer und Einsamkeit, sondern auch unter fehlender Sicherheit (Hi 24,3): Den Esel der Waisen treibt man weg, pfändet der Witwe den Stier. Ps 94,6: Die Witwe und den Fremden bringen sie um, die Waisen ermorden sie. Jesaja kritisiert die Obersten (Jes 1,23b; vgl. Jer 22,3): Der Waise verschaffen sie nicht Recht, und der Rechtsstreit der Witwe kommt nicht vor sie. Und Hesekiel sagt über Jerusalem (Hes 22,7; vgl. Sach 7,10; Mal 3,5): Vater und Mutter verachtet man in dir, dem Fremden tut man Gewalt an in deiner Mitte, Waise und Witwe unterdrückt man in dir. Darum wird die Waise von Gott ausdrücklich geschützt (2Mo 22,21; vgl. 5Mo 24,17; 27,19): Keine Witwe oder Waise dürft ihr bedrücken. Spr 23,10: Verrücke nicht die uralte Grenze, und in die Felder der Waisen dringe nicht ein!
Gläubige sind dazu aufgerufen, sich ganz praktisch um die Nöte von Waisenkindern zu kümmern (Jak 1,27): Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen. Ps 82,3 (vgl. Jes 1,17): Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und dem Bedürftigen lasst Gerechtigkeit widerfahren! Das schliesst auch die finanzielle Unterstützung mit ein. In Israel bekamen Witwen, Waisen und Fremde einen besonderen Anteil an den grossen Festen, am Zehnten und an der Nachlese (5Mo 26,12-13; vgl. 5Mo 14,29; 16,14; 24,19-21; Apg 20,35): Wenn du den ganzen Zehnten deines Ertrages im dritten Jahr, dem Jahr des Zehnten, vollständig entrichtet hast und ihn dem Leviten, dem Fremden, der Waise und der Witwe gegeben hast, damit sie in deinen Toren essen und sich sättigen, dann sollst du vor dem Herrn, deinem Gott sprechen: Ich habe das Geheiligte aus dem Haus weggeschafft und habe es auch dem Leviten und dem Fremden, der Waise und der Witwe gegeben nach all deinem Gebot, das du mir befohlen hast; ich habe deine Gebote nicht übertreten noch vergessen.
Es gibt Vollwaisen (ohne Vater und Mutter) und Halbwaisen (Klgl 5,3): Waisen sind wir geworden; ohne Vater; unsere Mütter sind Witwen gleich. In die Lücke springt Gott selbst (Ps 68,6): Ein Vater der Waisen und ein Richter der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung. Das ist das besondere Vorrecht der Schutzlosen: Dass sie Gott als treuen Helfer an ihrer Seite wissen dürfen (Ps 146,9a; vgl. 5Mo 10,18; Ps 10,14.18): Der Herr behütet die Fremdlinge, Waisen und Witwen hilft er auf. Ganz besonders, wenn jemand meint, Witwe oder Waise ausnutzen zu dürfen (2Mo 22,22): Falls du sie in irgendeiner Weise bedrückst, dann werde ich, wenn sie wirklich zu mir schreien muss, ihr Geschrei gewiss erhören. Das gilt auch für jene Kinder, die vielleicht noch Vater und Mutter haben, aber schon früh allein unterwegs sind – wie Mose, Samuel, das Mädchen im Hause Naamans oder Daniel und seine Freunde. Gott wacht über ihnen, genauso wie über jenen belasteten Kinderherzen, deren Eltern getrennte Wege gehen oder ihre Kinder gar verlassen (Ps 27,10): Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr nimmt mich auf. Jesus sagt bei seinem Abschied zu den Jüngern (Joh 14,18): Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch.