Die Bibel, der Christ und der Widerstand


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Die Bibel, der Christ und der Widerstand

Das Verhältnis des Christen zum Staat wird durch den Grundsatz aus Römer 13 bestimmt – verfasst unter einer gottlosen Regierung (Röm 13,1): Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten staatlichen Mächten! Denn es ist keine staatliche Macht ausser von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet. Der Herr hat den Staat als weltliche Ordnung eingesetzt. Unterordnung im biblischen Sinn ist jedoch nicht mit kritiklosem Schweigen zu verwechseln. Ein Rückzug in die Privatsphäre um der Bequemlichkeit willen ist für den Christen nicht angebracht. Auch der Staat untersteht dem Gesetz Gottes (Jes 51,4b): Denn das Gesetz geht von mir [= Gott] aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker. In 5Mo 17 wird der König dazu aufgefordert, eine Abschrift des Gesetzes Gottes anzufertigen und alle Tage darin zu lesen (5Mo 17,14-20).

Im Alten wie im Neuen Testament finden wir deshalb Situationen, wo Gläubige dem Staat Widerstand leisten. Petrus und Johannes verkündigen das Evangelium trotz Verbot und werden dafür mehrfach bestraft (Apg 4; 5; 12). Unter König Usija, der eigenmächtig opfern will, lesen wir von den Priestern (2Chr 26,18): Und sie widerstanden dem König. Die hebräischen Hebammen in Ägypten weigern sich, die neugeborenen israelitischen Knaben zu töten (2Mo 1,17): Aber weil die Hebammen Gott fürchteten, taten sie nicht, wie ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern liessen die Jungen am Leben. Die Hure Rahab, die als Glaubensvorbild gilt (Hebr 11,31; Jak 2,25), belügt die Abgesandten der Stadtregierung (Jos 2,4). Und auch Daniel und seine Freunde verweigern der Regierung den Gehorsam (Dan 3; 6). Dort, wo ich persönlich gezwungen werde, das Gebot Gottes zu übertreten, dort, wo es darum geht, das Leben anderer zu schützen, gilt, was Petrus in Apg 5,29 sagt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Doch wie sieht dieser Widerstand konkret aus? Er beginnt mit der Erinnerung an Gottes Wort (vgl. Lk 3,19-20; 13,31-32; Apg 24,25). Man gehorcht, aber man protestiert (z.B. in Form von Leserbriefen, Petitionen, Kundgebungen), wie es Joab David gegenüber getan hat (2Sam 24,3-4). Doch es gibt auch Situationen, in denen der Gehorsam verweigert werden muss. Man nimmt – wie Daniel und seine Freunde – Strafmassnahmen des Staates (z.B. Bussen, Freiheitsstrafen) in Kauf. In Frage kommt in einem weiteren Schritt auch das Verlassen des Jurisdiktionsbereichs (vgl. Apg 8,1-4), d.h. man zieht an einen anderen Ort. Gewaltsamer Widerstand kommt nur in Frage, wo alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Doch selbst als ultima ratio darf Gewalt nicht beliebig eingesetzt werden. David legt keine Hand an Saul (1Sam 24,13; 26,23). Jesus will bei der Gefangennahme nicht, dass Petrus mit dem Schwert dreinschlägt (Lk 22,49-51). Spr 24,21: Fürchte den Herrn, mein Sohn, und den König! Mit Aufrührern lass dich nicht ein! Spr 31,3: Gib nicht den Frauen deine Kraft, noch deine Wege denen, die Könige auslöschen. Denn möglich ist immer auch, dass Unterdrückung eine Demütigung von Gott ist (2Chr 12,8): Doch sollen sie ihm [= Pharao] zu Knechten sein, damit sie meinen [= Gottes] Dienst und den Dienst der Königreiche der Länder unterscheiden lernen.