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Die Bibel, der Christ und die Zinsen


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Die Bibel, der Christ und die Zinsen

Leiht jemand Geld aus, so bezahlt der Schuldner dem Gläubiger für die Zeit, in der dieser seinen Besitz nicht selbst nutzen kann, eine Entschädigung: den Zins. Die entscheidende Frage, die sich uns im Zusammenhang mit den biblischen Texten stellt, ist eine grundlegende: Dürfen Zinsen überhaupt verlangt werden, oder begründet die Schrift ein Zinsverbot? Immer wieder wurde diese Frage unterschiedlich beantwortet.

Was die Bibel unbestreitbar ablehnt, ist das Erheben von Zinsen auf Notkrediten. Wer einem Armen etwas leiht, soll dies ohne eine Gegenleistung tun (2Mo 22,24): Falls du einem aus meinem Volk, dem Elenden bei dir, Geld leihst, dann sei gegen ihn nicht wie ein Gläubiger; ihr sollt ihm keinen Zins auferlegen. Ebenso (3Mo 25,35-37): Wenn dein Bruder neben dir verarmt und sich nicht mehr halten kann, so sollst du dich seiner annehmen wie eines Fremdlings oder Beisassen, dass er neben dir leben könne; und du sollst nicht Zinsen von ihm nehmen noch Aufschlag, sondern sollst dich vor deinem Gott fürchten, dass dein Bruder neben dir leben könne. Denn du sollst ihm dein Geld nicht auf Zinsen leihen noch Speise geben gegen Aufschlag. Wer in Not ist, soll nicht noch zusätzlich belastet werden. Vermutlich ist in diesem Sinn auch jener Abschnitt zu verstehen, der ein erweitertes Zinsverbot am ehesten begründen könnte (5Mo 23,20-21): Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder für Geld noch für Speise noch für alles, wofür man Zinsen nehmen kann. Von dem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder, auf dass dich der Herr, dein Gott, segne in allem, was du unternimmst in dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen. Auch Jesus empfiehlt uns, dort zu leihen, wo wir zu erwarten haben, dass uns nichts zurückbezahlt wird (vgl. Lk 6,34-35). Gleichzeitig aber scheint er die Zinsen nicht grundsätzlich abzulehnen, wenn er sagt (Mt 25,27; vgl. Lk 19,23): So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten. So scheint es sinnvoll, zwischen einem Notkredit ohne Zinsen und einem Handelskredit mit Zinsen zu unterscheiden.

Kritik übt die Bibel dort, wo die Habsucht ihr Unwesen treibt, wo es darum geht, das eigene Vermögen durch (möglicherweise sogar überhöhte) Zinsen zu vermehren (Hab 2,6b-7; vgl. Ps 15,5; Hes 18,5-9; 22,12): Man wird sagen: Wehe dem, der anhäuft, was ihm nicht gehört, der sich hohe Pfänder geben lässt! Wie lange will er es treiben? Plötzlich stehen deine Gläubiger vor dir, deine Bedränger erwachen, und du wirst ihre Beute! Nehemia wehrt sich, als er sieht, dass verarmte Familien in Schuldknechtschaft fallen, weil sie von ihren eigenen Landsleuten mit Abgaben bedrückt werden (Neh 5,4-7). Seine Worte sind deutlich (V. 7b): Ihr treibt Wucher an euren Brüdern! Darum ermahnt uns Gottes Wort (Hebr 13,5): Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist. Wo Menschen bedrückt und Notlagen ausgenutzt werden, wird der Herr selbst für Gerechtigkeit sorgen (Spr 28,8): Wer seinen Besitz durch Zins und Wucher mehrt, sammelt es für einen, der sich über Arme erbarmt. Dessen müssen wir uns bewusst sein.